12:00 Samstag Mittag erste Wehen nachdem Clara da war. Sie hat mir den Bauch mit Geburtsöl massiert.
Wollte noch mit zu Lorenz und Johannas Kaffee und Geburtstagskuchen, aber hat sich nicht mehr richtig angefühlt.
Um 18:00 Vorwarnung an Clara, dass es losgehen könnte. Wehen ca alle 10-15 min
Abends hat Julius Pizza gebacken. War irgendwie rituell. Schnibbeln, ruhig in uns gekehrt.
Danach letzte Vorbereitungen vom Hausgeburt Zettel.
Julius letzte Zigarette.
Julius faltet Wäsche während wir eine Folge Blacklist schauen.
Ins Bett. Mit drei ???
Wehen gleichbleibend
Ab 4:00 morgens stärker
Um 8h Clara angerufen. War um halb neun hier
Wehen intensiver. Auf dem Pezzi Ball weggeatmet. Ging gut
In Wehenpausen noch voll da. Auf Seite liegen ist gut.
2 cm Muttermundöffnung, Herztöne super
Clara fährt nochmal nach Hause
Halbes Brot essen gegen das Zittern. Kraftzehrend
Viel auf Seite liegend
Julius schüttelt Äpfel. Im Liegen, Kniend. Er reicht mir alles, was ich brauche an. Berührung in Wehe nicht gut. Nur atmen. Ich liebe ihn.
Badewanne. In Wehenpause super. Wehen auch gut. Von da an immer Atemzüge während Wehen zählen: 10-15 Züge dann ist immer vorbei. Dadurch viel leichter zu überstehen: schon nach 4 Zügen denk ich ans Ende der Wehe
Badewanne kalt. Wehen so schmerzhaft. Wieder raus
Immer Hitze und Schweiß im Wechsel mit Kälte und Zittern. Wechsel von nasses Nachthemd zu Julius grossem Shirt
Wenn Decke drüber zu warm. Ohne kalt.
Wehen häufiger
Clara kommt gg 13h wieder und bleibt.
6 cm Muttermund.
Pezziball auch nicht mehr super
Schleimpfropf geht auf Pezzi Ball ab.
Wehen sind schlimm. Richtig schlimm.
15-20 Atemzüge
In Seitlage noch schlimmer.
Pezziball
Kniend vor Bett
Immer wieder zur Toilette. Der Darm ist noch nicht ganz leer. Pipi läuft.
Bin froh zu Hause zu sein, aber in diesem Moment will ich ins KH. Schmerzmittel u PDA. Was mach ich hier bloß!
Clara in jeder Wehe: Super! Das machst du super. Das hilft.
Julius ist die ganze Zeit da. Lenkt sich mit XGames auf Handy ab. Ist sofort da, wenn ich was sage oder brauche.
Was für Arschlochwehen! Das muss die Phase sein, in der man vor Kraftlosigkeit einknicken möchte: Kaiserschnitt bitte! Ich kann nicht mehr.
Clara sagt. Irgendwann kommt Moment in dem ich Pff in Wehe machen will und es schiebt. Geh da mit, so wie es gut anfühlt.
Herztöne ganze Zeit super
Ich warte auf Press. Laufe durch Wohnung. Gehen hilft gegen übelste Kreuzschmerzen
Vorstellung, dass bald unser Baby da ist, ist Waaahnsinn. Ein Ansporn. Ich schaff das!
Ich will ihn kennenlernen.
Press geht los.
Gebärhocker, Julius hinter mir.
Neue Musik. Khruangbin. Perfekte Musik.
Zurücklehnen in Julius Arm in Wehenpause
Ich taste: Fruchtblase in Vulva. Kopf gespürt. Am Ende des Zeigefingers
4-5 W
Nächste Wehe. Boa, der Kopf ist sehr weit runtergerutscht so ohne Fruchtblase
Presswehen wollen kommen aber ich atme weg. Will Pause, aber es muss auch weiter gehen. Nützt ja nix. Ist fast geschafft
Stöhnen. Zählen schwierig
Kopf kommt raus u zieht wieder rein.
Endlich überwinde ich mich. Kopf bleibt draußen. 2 cm. Clara kann ihn sehen: „euer Baby hat Haare“
Ich fühle. So so klein und weich. Das krieg ich raus. Mehr Wehen.
Kopf raus. Krass!
Er blubbert. Hängt mit Kinn noch drinnen. Fruchtwasser läuft in Nase. Er will schon losatmen
Wow! Unser Baby! Krass
Clara fragt: nächste Wehe?
Dauert gefühlt ewig bis nächste Wehe
Dann kommt. Schieben doll flatsch schlubber. Ein Arm und Schultern gleichzeitig. Die Beine!
Da liegt er. Schreit
Shirt aus. Baby auf meinen Arm. Sofort.
Julius hält uns. Wow! Familie! Wir drei!
Julius!!
Wow 17:52h
Umzug auf Bett. Julius Shirt aus.
Wir liegen. So schön. Keine Schmerzen. Alles ist so schön. Baby auf Brust. Wach schreit. Blubbert. Fruchtwasser in Nase. Lunge aber frei.
Baby sucht. Bekommt Brust. Nuckelt. Zufrieden, warme Handtücher über uns. Decke
Baby liegt auf mir Julius neben mir. Hält uns im Arm.
Dann Plazenta. Nicht abnabeln.
Anna-Leena kommt dazu.
Baby zu Julius. Ich ein Bein aufgestellt vor ihm. Nabelschnur verbindet mich mit Baby.
Ich zieh an Nabelschnur um Plazenta rauszuholen. Anna-Leena hilft. Dann klappt es
In den Eimer unter mir. Plazenta ist raus.
Dann: ich schneide Nabelschnur durch. So eine süße Maus auf Julius Arm
Wir kuscheln und kuscheln
So glücklich und froh
Clara u Anna-Leena dokumentieren, tasten Gebärmutter. Alles gut.
Julius u ich allein mit Baby: wir erzählen ihm, dass er Karlo heißt.
Duschen: Karlo hat sein Kindspech direkt auf mir gelassen. Von oben bis unten. Kreislauf super. Karlo süß.
Geburtsverletzungen versorgen. Dammriss 2. Grades und Schamlippe Nähe Clitoris gerissen.
Clara näht. Lokalbetäubt. Ich bin so glücklich und kraftvoll. Keine Schmerzen
Wahnsinn. Wahnsinn.
Wir reden über Meerlächeln. Unbeschwert, wir Lachen die ganze Zeit. Alles bringt uns zum Lachen!
Ich hab Bock auf BioZisch Blutorange.
Wir haben es so gut geschafft. Ganz ohne Schmerzmittel. Stolz. Unser Sohn ist so natürlich wie möglich auf die Welt gekommen. Er ist glücklich, wir sind glücklich.
Clara u Anna-Leena verabschieden sich. Ich bin soooo dankbar
21:00 Wir ziehen ins Schlafzimmer um. Karlo schläft die ganze Nacht abwechselnd auf Julius oder meiner Brust. Nackte Haut auf nackter Haut. Es ist so schön!!
Was für ein einmaliges Ereignis! Willkommen Karlo.
Es begann an einem lauen Juli-Sommerabend. Wir sind um 10Uhr abends nochmal rausgegangen, ich wollte unbedingt noch eine kleine Runde drehen, zu zweit, oder besser: zu dritt. Abends und morgens war es am angenehmsten draussen. Ich erinnere mich, dass es ein sehr schöner Spaziergang war und wir uns danach überglücklich auf unser Bett fallenließen. In dem Moment spürte ich eine warme Flüssigkeit aus mir herauslaufen. Ich sprang auf und rief: „es geht los!“ Und war plötzlich ganz aufgeregt und mein Herz begann sehr zu klopfen. Ich legte mich sofort auf den Boden, irgendwo hatte ich das mal gelesen, wenn die Geburt mit dem Blasensprung beginnt müsse man sich auf den Boden legen, dass die Nabelschnur des Kindes nicht vor dem Kopf in den Geburtskanal geschwemmt wird. Davor hatte ich immer Angst. In meinem Fall bestand aber gar kein Grund zur Sorge, weil der Kopf ja schon längst fest im Becken saß – und trotzdem legte ich mich auf den Boden, wahrscheinlich auch einfach vor Aufregung. Mein Freund rief unsere Hebamme an, die kurz danach kam und mich untersuchte. Die Herztöne abhörte, den Bauch abtastete, meinen Puls. Alles war super. Sie sagte wir können uns nochmal schlafen legen und ausruhen und wenn wir das Gefühl haben sie zu brauchen sollen wir sie jederzeit anrufen. Wir beide
waren sehr aufgeregt und ich wusste nicht wie ich jetzt schlafen können soll.
Dann hatte ich meine erste richtige Wehe. Davor hatte ich ja nur Übungswehen, aber jetzt spürte ich das erste Mal wie sich das wohl wirklich anfühlen wird. Wie kann man einen Schmerz beschreiben?
Und ich will es auch eigentlich nicht Schmerz nennen, weil das hat mir vorher manchmal Angst gemacht, dieses Wort, wenn andere von ihrer Geburt erzählten und wie schmerzhaft es war. Aber eine Wehe ist kein Schmerz wie man ihn kennt, es fühlt sich nicht an als ob man sich geschnitten hätte, oder den Arm gebrochen. Das ist ja oft ein stechender Schmerz am Anfang, der dann kontinuierlich besser wird oder kontinuierlich bleibt. Eine Wehe ist eher ein Prozess, eine Kraft, eineArbeit die der Körper macht, automatisch, bei der man mithelfen muss. Das war zumindest mein Gefühl: jetzt arbeitet mein Körper und ich folge ihm, gebe ihm den Raum, gebe ihm das Ventil diese Kraft freizulassen. Diese Arbeit der Wehe. Ich glaube das ist ganz wichtig dem zu folgen und nicht irgendetwas zu unterdrücken, bzw. den „Schmerz“ wegdrücken zu wollen. Man muss ihn irgendwie ausdrücken, freilassen, rauslassen. Und keine Angst haben.
Aber zu dem Zeitpunkt meiner ersten Wehe war das noch nicht soweit. Da habe ich diese Kraft in einer noch abgeschwächten Form erlebt. Aber ich habe sie gespürt.
Dann legten wir uns hin. Aufgeregt. Gespannt was da auf uns zukommt. Mein Freund ist sofort eingeschlafen. Kraft tanken. Ich bin auch irgendwann mal ein bisschen eingeschlafen, aber die meiste Zeit habe ich meinen Körper beobachtet und aus unserem Fenster geguckt. Irgendwann wurden die Wehen immer regelmässiger, das war so gegen 5 Uhr morgens ca. Und ich musste mich schon aktiv entspannen und habe auch angefangen zu „tönen“. Das hatte mich immer beruhigt und den Beckenboden entspannt und geöffnet, zumindest hatte ich das Gefühl. Plötzlich musste ich aufs Klo rennen. Dann habe ich mich übergeben. Bei diesen Wehen jetzt musste ich mich schon am Waschbeckenrand abstützen. Nun dachte ich es wäre vielleicht doch an der Zeit unsere Hebamme
anzurufen. Das war gegen 7 Uhr. Nach dem Telefonat wurden die Wehen noch stärker und ich musste mich auf den Boden hocken, an meinem Freund festhalten. Die Wehen waren sehr regelmässig.
Meine Stimme ließ ich los und versuchte meinen Kiefer zu entspannen. Das hatte mir meine Tante erzählt, dass der Kiefer und der Beckenboden verbunden sind und es deswegen so wichtig sei den Kiefer nicht anzuspannen. Ich stellte mir vor, dass ich unten AUF mache und weit werde in der Ausatmung. Mir hat es sehr geholfen, dass ich mich an meinem Freund abstützen konnte, meine Energie an ihm „ableiten“ konnte. Während der ganzen Geburt durfte er mir nicht von der Seite weichen. Kurz nach 7 kam unsere Hebamme und ich musste mich erneut übergeben. Sie hörte die Herztöne und tastete mit meiner Einwilligung die Öffnung des Muttermundes. Er war schon 4cm offen und weich. Die Schwester meines Freundes mit der wir in einer WG leben befüllte den Geburtspool mit warmem Wasser. Aber das bekam ich alles gar nicht mehr so richtig mit.
Ich war im Vierfüßlerstand und beatmete die Wehen und hatte irgendwann das Gefühl mitschieben zu müssen weil plötzlich so ein Druck kam, als ob ich ganz dringend auf Toilette müsse. Unsere Hebamme fühlte nochmal nach meinem Muttermund, er war schon 7 cm weit offen. Innerhalb einer halben Stunde hatte er sich fast doppelt so weit geöffnet.
Dann wechselten wir in den Geburtspool, das tat sehr gut das Wasser. Die Wärme. Das erinnere ich noch gut. Es fühlte sich im Wasser auch feuchter und „schleimiger“ an, nicht so „trocken“ wie außerhalb des Pools. Im Pool tastete unsere Hebamme noch mal nach meinem Muttermund: 9cm.
Ich hockte im Geburtspool mit den Armen um meinem Freund geschlungen und musste bei jeder Wehe mitschieben. Die Pausen zwischen den Wehen waren sehr kurz. Ich fühlte während der Wehen starke Kindsbewegungen. Als ob die Füße sich immer wieder im Bauchinnenraum abstoßen würden.
Das ging eine ganze Weile ohne Pause und ich war irgendwann sehr erschöpft und wollte
Traubenzucker und Wasser haben. Die Wehen waren in kurzen Abständen zueinander und ich konnte mich nicht ausruhen. Diese Arbeit erfordert höchste Konzentration. Ich dachte immer bei der Geburt ist man völlig weg, in einer anderen Welt, aber ich war ganz klar und ganz da und ganz konzentriert.
Meine Hebamme sagte mir irgendwann ich könne mal nach dem kleinen Köpfchen fühlen. Das tat ich und es war unbeschreiblich. Etwas kleines, ganz weiches, fein haariges fühlte ich am Ausgang meiner Vagina, etwas das nicht zu mir gehörte. Und dazu die Kindsbewegungen in mir drin. Es war unbeschreiblich. Ab dem Zeitpunkt hatte ich ein Gefühl zu dem Körper des kleinen Wesens und wir konnten wie zusammenarbeiten. Die Verbindung zwischen uns beiden war jetzt noch viel stärker und ich wusste wo ich meine Kraft hinschicken muss und ich habe wieder ganz viel Mut geschöpft.
Positive Energie. Dieses kleine Wesen will und soll leben. Ich weiß noch dass ich irgendwann immer und immer wieder rief : „jetzt koooommmm….!! jetzt koooommmm…!!“ Ich spürte wie das Köpfchen sich weiter und weiter nach draußen schob. Und dann war er da: der Kopf.
Aber plötzlich kam keine Wehe mehr. Und das war eigentlich der einzige Moment in dem meine Hebamme eingriff und mir sagte, dass ich jetzt aufstehen und das eine Bein auf den Rand des Geburtspools stellen soll. Das sagte sie in einer großen Klarheit, sodass ich sofort ihren Worten folgte, auch wenn ich nicht wusste wie ich jetzt aufstehen können soll. Aber ich schaffte es, immer an meinen Freund geklammert, der mir nie von der Seite wich. Und dann kam wieder eine Wehe und noch eine und noch eine. Und dann fühlte ich nur wie etwas aus mir herausglitt. Ich ließ mich zurückfallen in den Pool, auf meinen Rücken und meine Hebamme legte ihn mir auf meinen Bauch.
Dann lag er da und weinte, ein ganz fernes Weinen, noch nicht von dieser Welt. Ganz blau und rot und klein und zerbrechlich. Jetzt spürte ich die vertrauten Bewegungen nicht mehr in mir drin, sondern auf mir drauf. Jetzt waren wir zu dritt.
Am Mittwoch, den 27.11.2019 am Nachmittag hatten wir eine normale Vorsorge mit Clara. Beim abtasten sagte sie, dass sich die Gebärmutter schon bei Druck zusammen zieht. Es aber bestimmt noch ein paar Tage dauert bis es los geht. Ich war der gleichen Meinung, da ich noch gar nix bemerkt und super fit war. Abends ging ich mit leichten Unterleibsschmerzen ins Bett und es hörte die ganze Nacht nicht auf. Gegen 4.00 Uhr am Morgen hatte ich das Gefühl das es in leichte Wellen übergeht. Ich mochte mehr liegen sondern musste mich bewegen.
Somit spazierte ich durch die Wohnung. Um ca. 7.00 Uhr entschied ich mich dazu duschen zu gehen. Ich dachte mir durch das warme Wasser geht „das“ schon wieder weg J Nach ca. 30 min. in der Dusche stehen und Wasser laufen lassen bin ich dann zum Schluss gekommen, lieber weiter zu baden. Es wurden allerdings nicht weniger sondern mehr Wellen. Aber es war gut aushaltbar.
Als ich wieder raus bin hatte ich wieder das Bedürfnis durch die Wohnung zu gehen und musste für die Wehen stehen bleiben und mich konzentrieren. Nach ca. 7 Stunden bin ich nochmal in die Badewanne, somit konnte ich etwas liegen und ein Bein auf dem Wannenrand ablegen während der Wehe. Mein Mann wurde langsam etwas unentspannt und wollte gerne Clara anrufen. Was er dann auch tat. Ich sollte versuchen – wenn möglich – noch etwas zu schlafen und ansonsten anrufen wenn wir sie brauchen. Meine Schwester habe ich nun auch informiert, da die bei der Geburt dabei sein sollte. Wir einigten uns darauf, dass ich mich melde, wenn sie kommen soll.
Die Wehen wurden langsam stärker und ich änderte meine Position auf dem Sofa von liegend auf den Vierfüsslerstand und musste langsam veratmen.
Mein Mann wurde zunehmend unentspannter und somit riefen wir meine Schwester an. Diese brachte etwas Ruhe in die Situation und machte Kerzen an, dimmte das Licht und stellte entspannende Musik an.
Am frühen Nachmittag wollte ich dann in den Geburtspool, den meine Schwester und mein Mann mir dann vorbereiteten. Darin war ich dann gefühlte acht Stunden. Nur für die Toilette habe ich diesen wieder verlassen. Die Abstände der Wehen wurden immer kürzer und sie wurden intensiver. In meinem Pool fühlte ich mich aber sehr wohl und mein Mann und meine Schwester haben mich super unterstützt. Wasser reichen, halten, Waschlappen etwas gegen das fiese Sodbrennen. Ich dachte zweitweise ich muss spucken aber es hat immer schnell gewirkt.
Gegen 18.00 Uhr hat mein Mann dann Clara angerufen. Es dauerte etwas bis sie da war, da sie noch bei einer anderen Geburt war. Mein Mann und meine Schwester haben mir dies allerdings bewusst nicht erzählt. Ich hatte sowieso kein Zeitgefühl mehr. Gegen 20.00 Uhr kam Clara dann dazu. Sie kam zu mir an den Pool begrüßte mich, lobte mich und sagte mir, dass es sehr gut aussieht wie ich das mache. Ich war schon ziemlich erledigt und hatte das Gefühl und Bedürfnis das es bald los geht. Die Fruchtblase war noch nicht geplatzt, wodurch ich ziemlichen Druck verspürt habe. Clara untersuchte mich im Pool, konnte aber nicht so wirklich etwas ertasten. Mein Mann und Clara machten dann das Sofa fertig so dass ich darauf umziehen konnte. Als ich dann soweit war begleiteten alle dorthin und Clara untersuchte mich erneut. Ergebnis: Muttermund ist erst 2 cm geöffnet. Ich war super frustriert und habe mich gefragt wie ich das jemals schaffen soll. Ich wollte schlafen und brauchte eine Pause. Clara und meine Schwester lagerten mich auf dem Sofa in regelmäßigen Abständen von einer Seite auf die andere und so konnte ich wenigstens kurz in den Wehenpausen wegdösen. Clara gab mir ca alle 15 min. eine Muttermund weich machende Tablette unter die Zunge. Nach 2 Stunden war ich bei 4 cm und dachte, dass ich das niemals so lange noch durchhalte. Ich wollte aufstehen und hängte mich im Wechsel bei meinem Mann und meiner Schwester ran und versuchte im Stehen die Wehen zu veratmen. Es war super antrengend und ich hatte gefühlt überhaupt keine Kraft zum Stehen aber die Wehen waren so einfach deutlich erträglicher. Irgendwann als es gar nicht mehr ging bin ich wieder zurück aufs Sofa. Ich verspürte immer mehr Druck und hatte stark das Gefühl nach unten schieben zu müssen. Clara untersuchte mich dann noch einmal und sagte ganz erstaunt, dass sie nix mehr fühlt und ich nach Gefühl mitschieben soll. Ich war so erleichtert und habe nochmal gefühlt einen Energie- und Kraftschub bekommen. Kurz nach dem ersten pressen platzte endlich die Fruchtblase. Mein Mann machte den Pool noch einmal fertig mit frischem warmen Wasser und ich bin mit Unterstützung von meiner Schwester und Clara nochmal zur Toilette. Das war super unangenehm und ich dachte ich komme da nie wieder hoch. Dies hat die Geburt aber ordentlich vorangetrieben. Dann wollte ich eigentlich in den Pool, entschied mich aber doch dagegen, weil mir eh schon so warm war und ich mir sicher war das mein Kreislauf dann schlapp macht.
Also zurück ins Wohnzimmer. Dort haben meine Schwester und Clara mir eine Matte auf das Sofa gelegt, damit ich mich darauf knien kann. Das war aber schnell unbequem und ich hatte das Gefühl, dass ich so nicht weiter komme. Ich wollte mich dann auf das Sofa legen. Das ging deutlich besser. Seitlich liegend ging es dann relativ schnell voran.
Und um 2.56 Uhr war Emily dann da. Sie kam direkt auf meine Brust und warme Handtücher oben drauf. Dadurch, dass ihr Kopf in einer Wehenpause nur zur Hälfte draußen war, hatte sie etwas Fruchtwasser geschluckt. Somit hatte sie leichte Startschwierigkeiten und brauchte etwas bis es mit dem selbstständigen atmen klappte. Die Nabelschnur blieb aber dran bis sie auspulsiert war. Nach ca. 40 min. verspürte ich einen leichten Druck, habe gepresst und mit einmal war die Plazenta draußen.
Als die Nabelschnur auspulsiert war durfte mein Mann diese dann durchschneiden. Ich wurde bequem hingelegt und Clara und Frieda schauten sich die Plazenta genau an. Als ich mich etwas erholt hatte, bin ich mit meiner Schwester und Clara zur Toilette. Mein Mann hatte in der Zeit Emily auf der Brust. Danach wurde ich auf dem Sofa mit Essen und Trinken versorgt.
Im Anschluss daran wurde nach meiner Geburtsverletzung geschaut, zum Glück war diese minimal und es musste nichts genäht werden. Emily kam danach dran. Sie wurde gemessen, gewogen und abgehört. Morgens um 7.00 Uhr sind Clara und Frieda nach einer „Einweisung“ an mich und meinen Mann dann gegangen.
Hausgeburt war für mich nie ein Thema. Keine Berührungspunkte. Bei der ersten Geburt habe ich mich einfach generell zu wenig mit allem auseinandergesetzt, was da in mir gerade passiert – Fehler. Das war keine schöne Krankenhausgeburt. Ewig lange, nicht richtig funktionierende PDA, Dammschnitt und schlecht genähte Naht um nur ein paar Dinge zu nennen. Diesmal sind wir kurz vor der Geburt erst wieder nach Hamburg gezogen, da sah ich keine große Chance auf etwas anderes als Krankenhaus. Dann kam Corona. Mein Mann erinnert sich so: ‚Auf Arbeit bekam ich eine Handynachricht mit einem Screenshot – Google Suche: Anleitung Hausgeburt und der Bemerkung von mir – ich geh nirgendwo mehr hin, schon gar nicht ins Krankenhaus.‘
So ging es wahrscheinlich vielen Schwangeren, Angst dass der Mann nicht mitkommen darf -und ich wollte einfach nicht einen Kilometer durch ein Krankenhaus laufen, dass als erstes alle Covid Fälle aufnimmt. Auf der anderen Seite wollte ich einfach Zuhause sein. Ich bin am liebsten Zuhause – warum bin ich da nicht schon früher drauf gekommen?
Durch eine glückliche Vermittlung habe ich am gleichen Tag noch mit Clara telefoniert und am nächsten Tag haben wir uns schon getroffen. Im Schnelldurchlauf haben wir alles durchgesprochen was man sonst so in 40 Wochen durchspricht. Mein Mann und ich haben uns so save gefühlt. Sie ist so tough und dennoch empathisch. In mir drin wusste ich, dass der babyboy und ich das gut schaffen – und mit Clara fühlten wir uns für alle Eventualitäten gewappnet. Eine enge Freundin schenkte uns 25 Quadratmeter Malerfolie vorab zur Geburt – bestes Geschenk ever. Die Freude auf die Geburt stieg- unglaublich. Freude im Zusammenhang mit Geburt. Das Gemeinschaftsprojekt – Geburtspool aka Planschbecken mit ner kleinen Pumpe und Mund aufzupusten brachte einige lustige Momente mit sich.
Mittlerweile hatte ich auch keinen Bock mehr auf Warten.
Dienstagabend. Ich habe mit meiner Mutter telefoniert und Micha hat was Leichtes zu essen gemacht. Ich lege auf. Da war ein Ziehen. Aufs Klo – Schleimpropfen ab. Will mich an den Tisch setzen – ach ja, sitzen ist ja gar nicht mehr so angesagt. Vorab habe ich mich gefragt, ob ich Wehen wieder erkenne. Jap, der Körper erinnert sich. Eine Stunde wollte ich schauen ob sie regelmäßig sind, bevor ich Clara Bescheid sage. Ich dachte – ja alle 10 Minuten. Micha meinte – eher alle 5 Minuten. Um 23 Uhr geben wir Clara Bescheid. Sie meinte: ‚Ruf mich wenn du mich brauchst‘. Das war die ganze Sicherheit, die ich gebraucht habe. Micha hat meinen Muttermund gefühlt und so auf 3-4 cm geschätzt.
Dann habe ich erst mal Pizzateig angesetzt. Clara meinte, dass das Kneten gut ist zum Wehen veratmen und das Pizza auch nach der Geburt nice ist.
Kneten ging noch, aber danach musste ich laufen. Konnte weder still stehen noch mich anlehnen. Musste laufen. Wow dachte ich, dass schaffe ich keine 20 Stunden in dem Abstand, wie bei der letzten Geburt. Doch der Unterschied, dass ich einen ruhigen Ort zum Sein hatte – war so krass anders. Im Krankenhaus musste ich 4x den Ort wechseln. Jetzt sage ich jeder Wehe: ‚Du gehst jetzt nach da runter und öffnest den Muttermund‘. Micha war in der Küche Pizza vorbereiten und füllte die Wärmflasche regelmäßig neu auf. Um 1 Uhr wollte ich nochmal raus. 4 Stockwerke mit 3-4 Minuten Wehenpause waren sportlich. Die Luft draußen war gut und der kurze Moment ‚nachbarschaftsfrei‘ toll. Wieder hoch in 4. Stock war noch sportlicher – aber geschafft. Clara wollte ich erst anrufen, wenn die Pizza im Ofen ist. Und ich habe ja eh damit gerechnet, dass das noch lange dauert. Gegen 2.40 Uhr hat Micha nochmal getastet und gesagt ‚ ich fühl nix mehr‘. Gecheckt, was das heißt haben wir nicht. Trotzdem haben wir Clara gebeten zu kommen. Auf die Frage wie es mir geht, habe ich noch scherzhaft gefragt, ob ich Kilometergeld bekomme. Als wir aufgelegt haben ging es los. Ich dachte die Wärmflasche ist kaputt. Im Nachhinein- weiß ich auch- da ist er wohl ins Becken gerutscht. Zwischen Toilette und Küche bin ich hin und her getigert. Wir haben die Poolbefüllung abgebrochen, da ich schon sehen konnte, dass wir den nicht mehr voll bekommen – also merkeb- ein Pool braucht etwas zeit zum Volllaufen
Dann Endstation Küchentisch. Ich stand da und auf einmal tastete ich etwas zwischen meinen Beinen. Zwei Dinge hatte ich mit Clara vorher besprochen- einer Frau die sagte ‚ich muss pressen‘ antwortete Clara ‚dann probier doch‘. Und was mache ich, wenn meine Fruchtblase nicht platzt? Gar nichts. Falls vor dem Köpfchen schon was raushängt, würde ich dich ermutigen sie selbst zu öffnen- sagte Clara. Gut, das war jetzt der Fall. Ich versuchte diesen Fruchtblasenbeutel zu öffnen. Keine Chance. Mittlerweile hatte ich auch keine Wahl mehr und musste pressen. Micha schaute etwas nervös zur Uhr. Lustiger weise war jeder Raum vorbereitet- nur die Küche nicht. Klar. Und dann klingelt es. Clara kommt. Micha atmet auf. Das erste was ich zu Clara sage: ‚Du musst doch schneiden!‘ Sie sagt ganz ruhig: ‚Nein, du machst jetzt hier deine Hand an den Damm und schiebst mit‘. Das habe ich getan und mit der nächsten Wehe war das ganze Baby da. Wahnsinn. Micha und Clara haben es zusammen aufgefangen, kurz den Anschnallgurt (die Nabelschnur) abgetüdelt, ihn mir in den Arm gegeben und ich bin zum Bett gelaufen. Wahnsinn. Wir lagen da so glücklich zu dritt. Gar nichts habe ich mehr mitbekommen. Kurz danach kam auch die Plazenta und Frieda.
Clara und Frida haben sich um alles gekümmert und wir lagen einfach da. Haben das Baby und die Plazenta bestaunt und die Magie der Nacht genossen. Micha sah heiß aus so mit ein paar Blutspritzern im Gesicht und auf den Händen. Wir waren uns alle drei nah. Das war so neu und so schön. Nach gut 2 Stunden haben wir uns dann mal die Geburtsverletzung angesehen und es war klar, dass ich kurz ins Krankenhaus muss. Die Angst vor einer erneuten Geburtsverletzung mit schlechtem Heilungsverlauf hatte mich vorab stark beschäftigt und ich hatte Angst, dass sie den Geburtsverlauf hemmt. Aber Clara war vorab bei unserem ersten Treffen so klar damit, dass ich auch damit entspannt war. Sie sagte, sie ruft bei Bedarf die Kreissäale durch, dann laufen wir da rein, lassen nähen und fahren wieder nach Hause. Und genau so haben wir das gemacht. Unser Baby blieb im Sonnenaufgang auf Papas Bauch gekuschelt im Bett liegen. Ich hab mich auch da von Clara so wahnsinnig gut betreut gefühlt. Ob beim nochmal anschauen im Krankenhaus oder Schokoriegel reichen beim Nähen oder ne Ibu besorgen, als die fucking Nachwehen während dem Nähen kamen. Eine gute Stunde später war ich wieder Zuhause. Eine Nachbarin fragte, ob ich mit einer Freundin frühstücken war- ich sagte: ‚Nee, hab meine Vulva nähen lassen.‘ Ich war fit und froh und bin wieder in die Wohnung gestiefelt, hab mich zu den Beiden ins Bett gekuschelt und den Tagesanfang genossen.
Dann haben Frieda und Clara nochmal alles abgecheckt und sind gefahren.
Ich war so dankbar und froh und so versöhnt mit der ersten Geburt und den Fehlgeburten zwischendrin. Eigentlich sollte ich nach drei Tagen auf meine eigentlich angefragte Hebamme wechseln, aber das wollte ich nicht. Wir wollten mit Clara bleiben, da Clara die Kapazitäten hatte und meiner anderen Hebamme das wegen Corona etc. auch recht war, ging das und Clara hat uns im Wochenbett betreut. Was eine Freude. Unser großer Sohn war um die Geburt ein paar Tage bei seiner Oma und hat bei seiner Rückkehr, ebenso wie wir, eine große Faszination für die Plazenta entwickelt. Er war erstaunt, dass die Nabelschnur soviel dicker ist als eine Schnur, auch wenn er sie sich manchmal wie einen Strohhalm vorgestellt hat, mit dem sich das Baby versorgt.
Im Kontext mit Hausgeburt fallen oft Worte wie Selbstbestimmung und Sicherheit.
Mit dem Thema Selbstbestimmung- habe ich mich vorher tatsächlich (wie dämlich) nicht so viel beschäftigt, auch wenn ich ja im Krankenhaus gegenteiliges erlebt habe. Jetzt weiß ich welchen Unterschied das bei der Geburt macht, wenn man bei sich sein kann und ‚eine Clara‘ an seiner Seite hat, die nicht nach anderen parallel Gebärenden oder sonstigen Krankenhausabläufen handelt, sondern nach mir, unseren Rhythmus und Wünschen inkl. medizinischer Fachkompetenz.
Ein anderes Wort ist so in den Vordergrund gerückt- die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Was mein Hirn, Herz und Körper so krasses schaffen, wenn man mich lässt und ich mir vertraue. Das hat mich sehr durch den Corona Lockdown getragen, indem ich mich oft so lost und eingeschränkt fühlte..
Aufgrund meiner ersten Geburt weiß ich, dass Sicherheit für mich nicht aus die Anwesenheit von Maschinen bedeutet, denn ich hing bei der ersten Geburt fast nonstop ohne ersichtlichen Grund am CTG und fand dieses Gerät viel hinderlicher als hilfreich. Es war so schwer irgendwie bei mir zu bleiben. Und es ist soviel passiert, was ich gar nicht so wollte.
Im Nachgang weiß ich alles rund um die Hausgeburt noch so so viel mehr zu schätzen. Die engmaschige Temperaturkontrolle und das Wärmen des Babys durch Frieda nach der Geburt – ein Grund warum eine Verwandte 6 Tage mit ihrem Baby zur Sicherheit im Krankenhaus geblieben ist- weil es etwas zu kühl am Anfang war. Oder dass ich stark blutete nach der Geburt, was sich dann als Ablöseblutung der Plazenta direkt im Anschluss rausstellte. Hab ich nicht mitbekommen, aber Clara hat es genau überwacht und war auf alles eingestellt. Von all dem, was hätte störend, unruhig und beängstigend sein können, haben wir nichts mitbekommen, weil Clara und Frieda uns im Gesamten gesehen haben und Dinge natürlich bleiben, wie z.B., dass das Kind erst mal einen Moment brauchen darf um die 17 Grad Temperatur unterschied auszugleichen.
Abschließend, auch wenn ich noch Jahre weiter schreiben könnte, möchte ich sagen, das eine Hausgeburt bestimmt nicht für jeden etwas ist, auch gesundheitlich geht es ja nicht immer, aber für viel mehr als man denkt und ich wünsche mir, dass es als eine ganz normale Option in die Geburtsplanung einbezogen wird, denn für uns war es das größte Geschenk so in Ruhe mit diesem neuen Leben starten zu dürfen.
Ich bin aus dieser Geburt mit einem gesunden Baby, Frieden mit dem Kinderkriegen -und verlieren und einem neuen Bewusstsein für mich selbst und für das was wir Frauen alles schaffen können rausgegangen, sodass ich erst mal über eine Kandidatur zur Bundeskanzlerin nachgedacht habe. Gut, aufgrund mangelnder Optionen vielleicht keine schlechte Idee, aber ist ja in Deutschland schwierig- habe ja jetzt zwei Kinder
Carlas Geburtstermin wurde nach Entwicklungsstand des Embryos zu Beginn der Schwangerschaft auf den 17.08.2020 datiert. Ein 21 Tage Zyklus, was schon eher selten ist.
Alle Vorsorgeuntersuchungen und auch der Harmony Test waren unauffällig, so dass wir auch dieses Mal wieder eine Hausgeburt planen konnten. Auch unsere wirklich tolle Hebamme Clara Thomas war schnell gefunden.
Die Schwangerschaft verlief völlig komplikationslos und ich hatte keinerlei Beschwerden außer ein wenig Wassereinlagerungen, Kurzatmigkeit und ständiger Harndrang in den letzten 6 Wochen.
Über Carlas tatsächlichen Geburtstermin hatten wir viel spekuliert, es sollte ja ein schönes Datum werden. Naheliegend war natürlich der 18.08.2020, aber da hat ja Moritz schon Geburtstag und der war nicht sonderlich begeistert davon, seinen Geburtstag teilen zu müssen. Also befand ich den 20.08.2020 als perfektes Datum. Zwei Tage nach Moritz Geburtstag und ich könnte noch die anstehenden Einschulungen von Moritz in die 5. Klasse (10.08.2020) und Oskar in die erste Klasse (11.08.2020) „erledigen“. Allerdings bemerkte ich auch, dass das Baby in mir schon ziemlich schwer sein musste, da ich nachts allmählich Probleme bekam, mich auf die andere Seite zu drehen, so als hätte ich einen schweren Stein verschluckt. Ob ich es also tatsächlich bis zum 20.08.2020 schaffen würde, da war ich mir nicht mehr sicher. Es gab da ja noch ein Datum, das theoretisch sehr hübsch wäre, der 08.08.2020. Allerdings waren alle 4 Jungs einen Tag vor bis zwei Tage nach dem Stichtag geboren worden. Da schien es nicht sehr wahrscheinlich, dass das Mädchen nun 9 Tage vor Termin kommen sollte. Also beschlossen wir einfach abzuwarten…. Welches Datum auch immer es sei, nicht mehr lange bis wir unser kleines Mädchen bei uns haben würden.
Am 07.08.2020 hatte ich dann vormittags plötzlich sehr viel Ausfluss, der auch ganz leicht blutig durchzogen war. Der Schleimpfropf hatte sich gelöst. Das musste ja nun noch nichts weiter heißen. Im Laufe des Tages ließ dieser Ausfluss aber nicht nach und war auch immer mehr mit Blutspuren versetzt. Da sich ein Schleimpfropf auch langsam und nicht auf einmal lösen kann, war das noch immer in Ordnung. Als der Ausfluss aber abends noch immer anhielt, kam mir schon der Gedanke, dass es auch sein könnte, dass sich der Muttermund langsam öffnet und daher auch die Blutspuren kämen. Das würde bedeuten, dass die Geburt dann wohl doch in den nächsten Tagen beginnen könnte. Gegen 19 Uhr rechnete ich dann mal kurz aus, wie viele Stunden es noch bis zum 08.08.2020 sind und beschloss, dass sie noch mindestens 5 Stunden drinnen bleiben müsse. Wehen oder Schmerzen hatte ich keine.
Irgendwann waren alle Kinder im Bett und am Schlafen. Björn und ich haben noch bis Mitternacht ferngesehen. Alles verlief ruhig. Um 0.15 Uhr bin ich nochmal zur Toilette gegangen und habe mich dann mit den Worten „So nun hat sie die nächsten 24 Stunden Zeit, um auf die Welt zu kommen.“ ins Bett zum Schlafen gelegt.
Björn ist sofort eingeschlafen und keine 10 Minuten später spürte ich einen kurzen stechenden Schmerz nach unten und die Fruchtblase platzte. Schlafanzug nass, Bett nass. Ich habe Björn mitgeteilt, dass die Fruchtblase geplatzt sei und bin aus dem Bett zur Toilette gesprungen. Dabei habe ich eine nasse Spur auf dem Boden hinterlassen. Von der Toilette aus rief ich dann die Bereitschaftsnummer von Clara an und teilte ihr mit, dass die Fruchtblase gesprungen sei und sie bitte kommen möge, auch wenn ich noch keine einzige Wehe gehabt hätte. Wir wussten ja von den Geburten davor, dass das nun bei mir sehr schnell gehen würde. Um 0.24 Uhr hatte ich Clara angerufen. Björn hatte in der Zwischenzeit bereits den Teppich vor das Bett gerückt, Malerfolie und die Wolldecke sowie die Unterlagen ausgelegt. Ich ging dann im Schlafzimmer spazieren und verlor immer einen kleinen Schwall Fruchtwasser, bevor eine Wehe einsetzte. Die ersten zwei, drei Wehen waren noch recht harmlos, die Intensität steigerte sich aber direkt von Wehe zu Wehe. Damit er nicht die ganze Zeit wischen musste, hatte Björn zwischenzeitlich einen Eimer geholt, über den ich mich immer schnell stellte, wenn ich merkte da kommt wieder Fruchtwasser. So ging das eine kleine Weile. Spazieren, schnell über den Eimer stellen, Fruchtwasser geht ab, nächste Wehe veratmen. Ich meine, dass ich noch aufrecht und am herum gehen war, als Clara eintraf. Ein wenig später wurden die Wehen so stark, dass es angenehmer war, sie im Vierfüßler zu veratmen. Etwas später kamen dann die auszubildende Hebamme und die offiziell zweite Hebamme Frieda hinzu. Nun befand ich mich definitiv im Vierfüßler vor dem Bett und spürte bei den Wehen auch schon ein leichtes Bedürfnis zu drücken. Ich bat Clara einmal nachzusehen, wie weit ich denn sei, da ich mich ja auch nicht selbst verletzen wollte. Nach der nächsten Wehe tastete sie ab und meinte ich sei vollständig geöffnet und der Babykopf sei schon zur Hälfte im Becken. Wenn ich also wollte könne ich pressen. Eine Wehe kam dann noch ohne Pressdrang, dann kam eine Wehe, die so mild war, dass ich dachte, es reicht nicht, ich muss die Schwerkraft mehr nutzen. Also habe ich mich mit dem Oberkörper aufgerichtet und etwas nach hinten gelehnt, so dass ich mich in der Hocke befand. Da merkte ich sofort, dass eine sehr starke Wehe kam und habe schon etwas mitgeschoben. Bei der dann folgenden Wehe konnte ich den Kopf am Ausgang bereits deutlich spüren und habe mich wieder etwas aufgerichtet und unter Schreien (das mir lauter vorkam als Björn) kräftig gepresst. Ich konnte fühlen, wie der Kopf durchkam und ich sehr weit wurde, aber dann war der Kopf irgendwie noch nicht ganz durch und zurück ging auch nicht mehr. Die Wehe war aber vorbei. Clara meinte der Kopf sei bis unter die Nase draußen. So konnte ich es jetzt aber nicht aushalten, ich dachte ich reiße komplett auf. Also presste ich einfach weiter mit Geschrei und endlich war der Kopf draußen. Nun blieb mir aber nicht viel Zeit zum Verschnaufen, denn da kam schon die nächste Wehe. Da ich aber wusste, dass sich Carla erst drehen musste, bevor ich sie ganz gebären sollte, versuchte ich den Pressdrang dieser Wehe einen Moment noch zu unterdrücken, bis es nicht mehr ging und ich Carla ganz hinausschob. Laut der Hebamme Clara, hat sich Carla dann beim Hinauskommen das letzte Stück gedreht. Carla wurde am 08.08.2020 um 01.41 Uhr geboren.
Clara hat sie aufgefangen und ich sagte nur: „Gebt mir noch einen kleinen Moment.“ Nachdem ich dann zweimal durchgeatmet hatte drehte ich mich auch gleich um und setzte mich etwas weiter links ins Trockene, mit dem Rücken an das Bett gelehnt und bekam meine kleine Carla in den Arm.
Nach ein paar Minuten ist Björn dann nach oben zu den Jungs gegangen, hat sie vorsichtig geweckt und gefragt, ob sie ihre gerade geborene Schwester sehen wollen. So kamen dann ganz schnell alle vier Jungs in den Keller, um die kleine Schwester zu bestaunen. Sie durften die Nabelschnur anfassen, um zu fühlen, wie diese noch pulsierte und nachdem dann auch die Plazenta geboren war und Clara fragte, wer die Nabelschnur durchschneiden wolle, meldete sich Anton als Erster. Also hat Anton die Nabelschnur durchtrennt und dabei gemerkt, dass das gar nicht ganz so einfach ist. Aber in drei Ansätzen war es vollbracht.
Da Carlas Kopf ja auf halber Strecke kurz stecken geblieben war und sie auch sehr schnell geboren wurde, war ihr ganzes kleines Köpfchen bläulich.
Die Jungs waren auch dabei, als Clara sie dann später im Bett gewogen und gemessen hat. 52 cm, 3.910g, 36 KU. Alle Jungs hatten sie einmal im Bett auf dem Arm. Gegen 5 Uhr morgens waren dann die Hebammen erstmal gegangen, die Jungs wieder im Bett und ich hatte das Gefühl, dass Carla so blau und irgendwie etwas kühl und die Atemwege noch leicht verschleimt waren, dass ich statt zu schlafen lieber auf sie aufpassen müsse. Also habe ich nur etwas gedöst und ansonsten mein kleines Mädchen bewacht. Das Mekonium, dass zunächst auf sich warten ließ löste sich nun auch, so dass ich und sie und alle Tücher schwarz wurden. Also musste ich eh nochmal aufstehen und ihr vorsichtshalber eine Windel umbinden und die Bettdecke neu beziehen.
Gegen 7.30 Uhr waren die Jungs dann schon wieder wach und kamen gleich ins Schlafzimmer, um den Familienzuwachs zu bestaunen.
Ich bin dann mit Carla ins Wohnzimmer aufs Sofa gezogen und Leon hat mir ein tolles, riesiges Geburtsfrühstück gemacht, mit Spiegelei, Schinken, Bratkartoffeln, gebratener Zucchini und Tomate Mozzarella.
So begann für mich das Wochenbett, das zum Glück viel besser wurde als die beiden letzten Male. Die Blutung stockte zwar wiederum bereits nach knapp einer Woche, aber Anna-Leena, eine weitere Hebamme aus dem Hebammenteam probierte es bei mir mit Akkupunktur. Einmal am Donnerstag, dann nochmal am Samstag und seitdem lief alles wie es sollte. Kein Milchstau, kein Wochenflussstau und kein Wochenbettfieber.
Die Einschulungen von Moritz und Oskar und die ersten Elternabende musste Björn nun allerdings allein absolvieren. Aber beim Schultüte auspacken hier zu Hause war ich ja dabei.
Und Carla hat sich pünktlich zum perfekten Geburtsdatum auf den Weg gemacht, ganze 9 Tage früher als gedacht und trotzdem ganz schön proper.
Kleiner Nachtrag: Vor dem Wochenende an dem Carla drei Wochen alt wurde habe ich dann am Donnerstag doch nochmal Fieber bekommen. Ich bin dann am Freitag bei Dr. Dolezil gewesen, der festgestellt hat, dass es zum Glück nicht an der Gebärmutter liegt, sondern an einer verhärteten Stelle der Brust. Mit Ibuprofen und Milchpumpe löste sich die Stelle und das Fieber verschwand übers Wochenende wieder
Das Abstillen mit Aaron ist jetzt fast vollbracht. Die einzelnen Etappen waren mal länger und mal kürzer ,wir haben mit dem nächsten Schritt meistens gewartet bis der vorherige ganz angenommen war und gut funktioniert hat. Insgesamt sind wir seit 3 Monaten dabei uns an den Gedanken zu gewöhnen, verschiedene Dinge auszuprobieren, Rückschläge zu ertragen, Geduld zu haben und Erfolge zu feiern!
Wir sind zum Glück in der privilegierten Situation, dass wir fast den ganzen Tag zu Hause sind und auch hier arbeiten. Dadurch konnten wir uns in dieser Zeit gut darauf einstellen, dass mein Mann Samuel abends und dann auch mittags fast ausschließlich „Dienst“ hatte und ich mir manchmal absichtlich Termine außer Haus gelegt habe, um nicht anwesend zu sein.
Angefangen haben wir damit, dass Samuel Aaron jeden Abend ins Bett bringt. Dazu hat er verschiedene Methoden ausprobiert. Mal im Tuch, mal nur im Arm tragen, mal im Liegen auf den Bauch legen und vorsingen/vorlesen/brummen/atmen, mal in die Wiege legen, mal ein Buch angucken. Schnuller oder Fläschchen mit Milch nimmt er sowieso nicht und funktionieren auch nie als Einschlafhilfe. Wenn er gemerkt hat dass ein Ritual erfolgreich ist, hat er dieses immer wieder gemacht. Bis jetzt ist die erfolgreichste Methode bei den beiden, dass er ihn erst im Arm rumträgt und dazu summt und wenn er schon fast eingeschlafen ist, ihn in die Wiege zu legen und von oben nach unten über die Stirn und Augen zu streichen. Wobei er sich am Anfang gar nicht in die Wiege legen ließ, das ging erst nach ein paar Wochen.
Am Anfang hab ich dann die ganze folgende Zeit am Abend und in der Nacht weiter übernommen und gestillt. Aaron ist ungefähr 4-5 Mal am Abend und ungezählte Male in der Nacht wach geworden…
Der nächste Schritt war, dass wir uns nachts abgewechselt haben. Samuel hat auch hier verschiedenes probiert, oft liess Aaron sich auch nur mit dem Liegen auf Samuels Bauch und dem Spüren des Atems beruhigen und schlief weiter.
Dann hat Samuel ihn auch mittags immer ins Bett gebracht. Da hat es von Anfang an gut geklappt ihn in die Wiege abzulegen. Bis dahin hat er sein ganzes Leben noch keine Minute in der Wiege geschlafen… Dort schläft er ca 1 bis anderthalb Stunden. Wenn ich ihn mittags habe, lege ich ihn meistens in den Buggy und fahre mit ihm draußen spazieren, da schläft er auch ein und er hat keinen Körperkontakt zu mir und riecht die Milch. Anders kriege ich ihn in der Phase nicht zum Schlafen. Im Arm drückt er sich immer runter zu meiner Brust und möchte unbedingt trinken.
Bis hierher hat Aaron fast keine feste Nahrung zu sich genommen und seine Hauptmahlzeit nachts getrunken. Er nimmt gut das Fläschchen mit Wasser, Kuhmilch trinkt er keine, weder warm noch kalt. Und beim Essen probiert er, spuckt aber das meiste gleich wieder aus oder isst wenn es gut läuft zwei bis drei Löffel.
Jetzt fängt er an alles zu probieren und isst ordentlichere Portionen. Ich schleiche das Stillen tagsüber allmählich aus, nur noch manchmal zum trösten oder als kleine Zwischenmahlzeit. Er isst alles mit, was wir essen. Brei und andere Klassiker wie Banane oder anderes Obst als Zwischenmahlzeit nimmt er gar nicht. Ganz allmählich findet er Gefallen an Trauben und geschälten Äpfeln, am liebsten jedoch isst er salziges wie saure Gurken, Risotto, Nudeln, gekochtes Gemüse. Bei sauren Gurken quiekt er vor Begeisterung, schon wenn das Glas auf den Tisch kommt
Dann habe ich mich für einige Nächte auf das Sofa ausquartiert. Aaron ist den Großteil der Nacht bei Samuel und lässt sich meist gut beruhigen. Ich stille ihn einmal so zwischen 4 und 5 Uhr, wenn er wieder großen Hunger hat. Das ist für Samuel eine große Belastung und Herausforderung, da Aaron oft aufwacht (zwischen 10-15 Mal pro Nacht) und sich oft nur mit kurzem Herumtragen beruhigen lässt. Das kannten wir bisher von unserem großen Sohn Noah gar nicht, er war zufrieden mit Körperkontakt und der Atmung … !
Mit dem Reduzieren der Milch klappt es sehr gut, ich hatte ein paar Tage schmerzhaften Milcheinschuß und einmal musste ich mir die Brust ausstreichen. Aber ich habe das Gefühl, dass der Körper sich gut und schnell auf die reduzierte Menge einstellt.
Ich habe Aaron in dieser Zeit einmal abends ins Bett bringen müssen. Es hat eine halbe Stunde gedauert. Am Anfang hat er sich sehr von mir weg gestemmt und geschrien. Er war aber so satt gegessen und müde, dass er es irgendwann akzeptiert hat und weg gedämmert ist. So konnte ich ihn dann in die Wiege legen. Mit meiner Hand auf seinem Bauch und meinem lauten Atem ist er sehr schnell fest eingeschlafen.
Er trinkt jetzt auch manchmal eine warme Milch aus der Flasche direkt in der Wiege, dabei fallen ihm manchmal schon die Augen zu, dann ist es ganz einfach. Nachts lässt er sich von mir noch nicht beruhigen, auch früh morgens ein Fläschchen Milch oder Obst (inzwischen isst er auch Banane), statt des Stillens funktioniert nicht gut. Das ist aber für uns beide eine schöne Zeit, früh morgens noch mal kuscheln und ganz nah zusammen sein. Meistens schlafen wir dann nochmal ein, es passiert nur manchmal dass er hellwach ist und spielen möchte….!
Aaron isst jetzt wie ein Weltmeister, manchmal größere Portionen als sein großer Bruder! Er isst alles, was wir essen und inzwischen auch Apfelmus, Joghurt, Obst und Reiswaffeln.
Das letzte mal gestillt habe ich ihn vor zwei Wochen. Da hatten wir das Gefühl, dass er die Portion morgens nicht mehr braucht bzw mal hat er dann auch sein Fläschchen oder eine Banane stattdessen genommen.
Meine Brüste haben noch 10 Tage Milch prodziert und es war teilweise sehr schmerzhaft. Ich habe mich oft abends ausgestrichen, das hat gut geholfen. Am besten in der Badewanne, dann hat die Milch noch eine pflegende Wirkung auf der Haut Aber die Schmerzen waren lange nicht so schlimm wie beim Abstillen von Noah, ich konnte mich bewegen und sogar Aaron auf den Arm nehmen. Das konnte ich bei Noah einige Tage nicht.
Es ist so schön zu sehen, wie das Abstillen ganz allmählich funktioniert und sich nach und nach Mutter und Baby abnabeln. Aaron wird selbständiger und auch ich habe das schöne Gefühl wieder mehr Freiheiten zu gewinnen. Nicht mehr zu bestimmten Uhrzeiten zu Hause sein müssen, oder das Baby mitnehmen müssen, da es ohne die Milch nicht klar kommt. Ich habe nie abgepumpt, daher war ich ein Jahr lang die einzige Nahrungsquelle.
Den großen Bruder habe ich ganz abrupt abgestillt, da er die ganze Nacht an mir gesaugt hat. Er hat es schnell akzeptiert und sogar nach 4 Nächten fast durchgeschlafen. Aber körperlich und emotional war es wesentlich härter für mich als jetzt bei Aaron.
Es ist zwar ein langer Prozess, in dem wir auch oft verzweifelt waren und immer noch sind. Das Gefühl, dass es nicht voran geht gab es oft. Aber jetzt ist die größte Umgewöhnung geschafft und es war ein guter und wichtiger Weg. Jetzt ist Samuel im Moment die wichtigere Bezugsperson, die ihn mit viel Geduld zum Schlafen bringen kann.
Ich probiere es immer wieder, aber es ist weiterhin schwierig, da er ablehnend schreit und sich weg drückt. Das wird noch ein paar Wochen dauern.
Am liebsten würde ich hier noch die ganze Vorgeschichte erzählen, wie uns das Schicksal zu Anna- Leena als 1. Hebamme geführt hat und wie genial sie uns durch die Schwangerschaft begleitet und mit auf die Geburt vorbereitet hat, aber das würde den Rahmen hier sprengen. Nur so viel sei gesagt, wir fühlten uns so toll und kompetent beraten und versorgt, dass wir zum Ende der Schwangerschaft auf die Vorsorgen beim Gynäkologen gut und gerne verzichteten und diese nur noch bei Anna-Leena wahrnahmen. Und es war jedes Mal ein kleiner Wellness-Ausflug zuhause für mich als werdende Mama! ;o)
Lange im Voraus hatte ich mich auf diesen besonderen Tag vorbereitet. Yoga, Meditation und ein paar ausgewählte Bücher über Hypnose-, selbstbestimmte und Alleingeburten gehörten zu meinem Alltag. Ich hatte eine genaue Vorstellung, wie es sein sollte und wisst ihr was?! Es ist FAST genauso eingetreten. Es sollte eine Nacht-Geburt werden, schmerzfrei und völlig tiefenentspannt in Trance UND im Geburtspool. Auf keinen Fall im Bett! Und nach über 6 Wochen zucker- und glutenfreier Ernährung sollte es endlich ein Franzbrötchen zum Frühstück geben! So war mein Plan.* Und so war es wirklich:
Es begann an einem Donnerstagabend, als ich auf Toilette bemerkte, dass ein Teil des Schleimpropfen auf dem Toilettenpapier war. Für den Anfang ein gutes Zeichen, aber hat es schon eine große Aussagekraft? Sicherheitshalber erzählte ich meinem Mann Robert davon und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich doch irgendwie ein wenig aufgeregt war. Am Freitagmorgen hatte ich dann leichte Schmierblutungen auf dem Toilettenpapier. Okay, spannend, könnte vielleicht doch schon schneller los gehen als angenommen?! Wir waren ja noch genau eine Woche vom Stichtag entfernt. Also schrieb ich Anna-Leena schon einmal, dass wir eventuell den Termin zur Akkupunktur am Montag nicht mehr benötigten. Im Laufe des Tages nahm die Intensivität der Wehen zu. Warum auch immer hielt ich es für Übungswehen, und freute mich, konnte ich doch endlich die Atemtechniken aus dem HypnoBirthing Buch so richtig anwenden. Wir waren also noch völlig entspannt und so kam es, dass Robert und ich gegen 18 Uhr noch einmal an Hafen fuhren, um der Mein Schiff 1 beim Auslaufen zuzusehen. Bereits auf dem Weg dorthin waren die Wehen so präsent und intensiv, dass das Radio während des Veratmens ausgeschaltet sein musste und Robert mich nicht ansprechen durfte. Er schlug vor, doch lieber wieder nach Hause zu fahren, aber da ich es immer noch für Übungswehen hielt, ging ich davon aus, dass das sicherlich noch eine Woche so weitergeht. Aber ansonsten waren wir immer noch entspannt und lustig. Weniger lustig fand ich es dann, dass die Mein Schiff 1 nach über einer Stunde auch noch verspätet auslief, denn es wurde doch so langsam immer intensiver, ich wollte aber nicht abbrechen und vorher gehen. Sicherheitshalber wollte ich zuhause dann doch mal ein Bad nehmen, um zu schauen, ob es sich wirklich nur um Übungswehen handelt. Und Pommes! Ich wollte salzige weiche Pommes von Burger King! Auf dem Weg nach Hause waren die Pommes dann schon wieder vergessen, stattdessen telefonierte ich mit Anna-Leena, um zu klären, ab wann wir sie hinzurufen könnten. Okay, der Abstand der Wehen passte, aber sie waren m.E. noch aushaltbar und entspannt zu veratmen, also vereinbarten wir, dass wir uns noch einmal melden, wenn wir so weit sind. Zuhause angekommen realisierte ich dann immer mehr, dass es doch keine Übungswehen mehr sein konnten, denn mir war so gar nicht mehr nach baden. Also bat ich Robert unser Wohnzimmer zu unserem kleinen Geburtstempel fertig zu machen. Er zündete die Kerzen an, breitete mir eine Decke und Kissen auf dem Boden aus, schob mir den Gymnastikball zu und machte meine Playlist an. Ich war mittlerweile nur noch am Veratmen. Meine größte Sorge war tatsächlich, mich, wie bei unserer Fehlgeburt, während der Wehen übergeben zu müssen, schob es aber auf die Medikamente damals und war zuversichtlich, dass es dieses Mal anders sein würde. Tja, aber mein Körper hat seinen eigenen Weg mit Wehen umzugehen und so fand ich mich dann irgendwann über der Kloschüssel wieder. Macht nix, dann ist das so, denn
Übergeben hat den positiven Effekt, dass sich dadurch auch der Muntermund mit öffnet. Faszinierend wie der Kiefer und die Gesichtsmuskeln darauf Einfluss nehmen! Also immer entspannt bleiben im Gesicht liebe werdenden Mamas! Gegen kurz vor Mitternacht riefen wir dann nun doch so langsam Anna-Leena dazu. Die Wehen kamen mittlerweile alle 1 1⁄2 Minuten und hatten auch eine ordentliche Dauer und Kraft. Bei uns angekommen, verschaffte Anna-Leena sich einen kurzen Überblick, bevor wir vereinbarten, den Muttermund zu kontrollieren und es mir auf dem Gebärhocker im Bad gemütlich zu machen. Ich hatte absolut nichts dagegen, dass mein Muttermund untersucht wurde. Schließlich wollte ich doch wissen, ob wir schon die „magische Grenze“ von 8 cm passiert hatten. Wenn die Grenze, an der viele Frauen plötzlich denken, sie können nicht mehr, erreicht ist, dann sollen es noch 10 Wehen sein und von da an wird alles entspannter. Aber ich wurde auf eine Geduldsprobe gestellt, mein Muttermund blieb bei 8 cm stehen. Irgendwann gab Anna- Leena mir ein homöopathisches Mittel um den Muttermund zu unterstützen, sich zu öffnen, denn es tat sich immer noch nichts. Ich musste zwar nicht mehr spucken, fand es aber im Bad doch irgendwie urgemütlich und so harrten Anna-Leena und Robert auf den Fliesen neben mir aus. Robert hielt mich bei jeder Wehe und half mir im Anschluss zurück in eine bequeme Position zum Ausruhen. Ich dachte zwischendurch ich würde ihm das Genick brechen, so schwer zog ich mich daran hoch um ins Stehen zu kommen, aber er hat es überlebt. (Zum Glück!) Irgendwo und irgendwann dazwischen kam auch Clara als 2. Hebamme dazu. Es war so angenehm, wie ruhig, leise und entspannt alle mit mir sprachen und mich unterstützten. Ich nahm sie wie aus weiter Ferne war und doch waren sie mir ganz nah.
Wisst ihr, was noch ganz wichtig ist bei einer Geburt? Pipi machen! Ich hatte sehr viel getrunken, aber ich konnte partout kein Wasser lassen. Es ging einfach nicht trotz mehrfacher Versuche und so entschieden wir uns irgendwann dazu, mit einem Katheter nachzuhelfen. Anfangs war mir der Gedanke, dafür mein Badezimmer zu verlassen, zwar nicht so angenehm und Anna-Leena hätte sich bestimmt was einfallen lassen, wie wir das im Bad geschafft hätten, aber letztlich raffte ich mich zusammen und wechselte Seite an Seite mit Anna-Leena und Robert vom Bad ins Wohnzimmer aufs Bett. Noch während der Katheter also meine Blase leerte, konnten Anna-Leena und Clara zusehen, wie unser Sohn Henri im Becken weiter und weiter nach unten rutschte und kaum war die Blase leer, kamen die Presswehen! Die Blase hatte also den Weg versperrt! Aber jetzt hatten wir es gleich geschafft. Robert hatte ich schon vorgewarnt, dass evtl. auch andere Sachen aus mir herauskommen könnten als das Baby und so hatte ich mich von der Angst der Scham hierüber befreit und konnte wirklich frei pressen. Und was soll ich sagen, es war eben nicht das Baby was zuerst heraus kam, sondern einen Ausgang weiter hinten ein anderes Geschäft. Und obwohl ich es noch quasi angekündigt hatte, hat Anna-Leena es so schnell und diskret entsorgt, dass Robert fast nichts davon mitbekommen hat. Der Vorteil an der ganzen Sache war, dass ich da erst gemerkt habe, dass ich in eine andere Richtung pressen musste. Unter dem guten und beruhigenden Zuspruch von Anna-Leena und Clara presste ich weiter. Ihre Worte taten so gut und waren genau das, was ich hören wollte! Sie atmeten mir vor, sodass ich zwischendurch die Entspannung nicht vergas und als das Köpfchen endlich zu sehen war, nahmen sie meine Hand, um es zu erfühlen! Finale! Endspurt! Ich redete noch einmal meinem Sohn gut zu, er trat von innen mit, strampelte sich den Weg nach draußen und mit der nächsten Wehe war der Kopf da! Ein ganz komisches aber unbeschreibliches schönes Gefühl, halb drinnen, halb draußen! Und plötzlich meldete er sich zu Wort! Gerade eben so mit dem Köpfchen draußen. Das war seine Motivation an mich, ihm den letzten Schubs zu geben! Gesagt, getan! Ich wechselte noch einmal in den Vierfüßlerstand und die Schwerkraft tat ihr übriges. Und da lag er! Unser Sohn Henri Heinrich hatte es geschafft! WIR hatten es geschafft! Um 5:02 Uhr war Henri samt Nachgeburt geboren. Und dann kam das Franzbrötchen!
*Was nicht nach Plan lief? Am Ende gebar ich doch im Bett, nicht im Pool. Aber es war genau richtig so! Ich war nicht in der Trance, wie ich es mir ausgemalt hatte, aber in einer anderen Art von Trance, die mindestens genauso powervoll war. Es war nicht mehr Nacht, aber es war noch dunkel. Und es war nicht schmerzfrei, aber es tat nicht weh. Denn „Wehe“ kommt nicht von „weh tun“, sondern von „wehen, wie der Wind“. Sie wehen heran und wieder davon und verwehen einfach. Und kennt ihr das Gefühl an stürmischen Herbsttagen, wenn euch eine Böe mit ihrer ganzen Kraft umweht und mitreißt?! Wenn du dich ihr öffnest und frei entgegentrittst, dann gibt sie dir Kraft und belebt dich! Es ist also kein Schmerz, sondern eher eine Art Druck, der dich über deine Grenzen hinauswachsen lässt und dich mit Kraft vorantreibt! Es muss also nicht immer alles nach Plan laufen, alles ist gut so wie es ist! Und ja, es macht Spaß! Aber eins lasst euch gesagt sein: Lasst euch von niemandem in euren Plan reinreden! Das ist EUER Plan vom Glück, glaubt daran und verinnerlicht ihn. Seid offen für Abweichungen und ihr werdet sehen, wie sich euer Plan verwirklichen kann.
Ich würde jederzeit wieder zuhause gebären und ich freue mich schon auf das nächste Mal. Und ich kann es kaum erwarten, Anna-Leena und/oder eine der anderen Hebammen anzuschreiben, um sie zu bitten, dabei zu sein!
Angedacht hatte ich schon bei den ersten drei Kindern, doch beim vierten sollte es jetzt definitiv eine Hausgeburt werden. Einen Plan, den ich allerdings erstmal alleine teilte; meinen Mann wollte ich ganz langsam in Häppchen einweihen, wenn ich mit Clara telefoniert hatte. Leider war das Telefon umgestellt und der Anruf von Clara landete direkt bei ihm. „Ihr wollt also eine Hausgeburt?“ Antwort Mann: „Auf keinen Fall!!!“ Darüber haben wir noch oft gelacht. Clara hat tolle Aufklärungsarbeit geleistet, auch von wissenschaftlicher Seite. Somit freuten wir uns, hatten allerdings im Sinn, dass auch alles zusammenstürzen könnte, da mein Sohn drei Wochen zu früh und meine letzte Tochter 6 Wochen zu früh kam. Wir fieberten also der 36 +0 entgegen; darüber nachzudenken, mit einem Frühchen länger im Krankenhaus zu bleiben, und -Corona sei Dank- die Geschwister nicht zum Baby lassen zu können, brach mir das Herz. Tatsächlich tat sich erstmal: nichts. 2 Tage vorm ET bekam ich abends um 22.30 Uhr leichte Wehen. Diese wurden zwar langsam stärker, aber da ich in den letzten Wochen immer mal wieder solche Wehen hatte, wollte ich erst mal abwarten, wo es hinführt. Gegen 2 Uhr stand ich auf, da ich merkte, dass es jetzt wirklich los gehen würde. Ich fühlte mich alleine aber noch sehr wohl, Mann und Kinder schliefen fest. Ich legte noch einen Korb Wäsche zusammen, zwischendrin musste ich schon ganz schön pusten beim Wehen veratmen. Bereitete alle dafür vor, dass die Hebammen kommen konnten. Steckte den Schlüssel auf, setzte Kaffee auf, machte überall Licht an, legte die süßen Stricksachen raus. Um vier Uhr morgens konnte ich den Schmerz nicht mehr gut aushalten und wollte gerne in die Badewanne. Vorher rief ich Clara an, dass es sich sehr langsam auf den Weg machen könnte, sie bräuchte raus zu uns aufs Land ca. 40 min- „nachts sind die Autobahnen ja frei“. Noch so ein Satz, über den wir schmunzeln. Ich schaffte es auch noch, mir Kerzen anzuzünden um mich dann in die Wanne zu legen. Dann allerdings wurde es sehr schnell sehr heftig. Ich hoffte so sehr darauf, dass Clara bald kommen würde. Die Schmerzen waren so stark, dass ich mich gar nicht traute, mich quer durch die Badewanne zu legen, um an mein Handy ran zu kommen, um meinen Mann anzurufen. Schreien wollte ich natürlich auch nicht, der schlafenden Kinder wegen. Dann hatte ich allerdings einen ganz tollen Moment: Ich guckte durch das Fenster und sah das zarte Blau der Morgendämmerung. Ich wusste, bald ist es hell und an diesem Tag wirst du dein viertes Baby im Arm halten. Das gab mir richtig Kraft. Ich schaffe es also an mein Handy ran zu kommen und rief meinen Mann an, er solle schnell ins Bad kommen. Er kam dann auch direkt und fiel fast aus allen Wolken, hatte er doch den Beginn gar nicht so richtig mitbekommen. Er rief Clara an, die sagte, sie sei schon in der Einflugschneise, käme allerdings mit Polizeieskorte. Da es hier einen Banküberfall gegeben hatte, war die Autobahn voll gesperrt. Somit sei sie etwas später als geplant. Doch da setzten auch schon die Presswehen ein. 4 Minuten nachdem mein Mann bei mir war, konnten wir unser viertes Kind in den Arm nehmen. Die Kinder waren durch den Trubel dann direkt auch wach geworden und saßen in der Badewanne oder auf dem Rand, und hiessen ihre neue Schwester willkommen. Diese paar Minuten als ganz frische sechsköpfige Familie, werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Clara und Frieda kamen dann ein paar Minuten später auch dazu und wir zogen dann ins Bett um. Ich bin Clara so dankbar, denn ohne sie hätten wir uns nicht dazu entschlossen, das Baby zu Hause zu bekommen. Der Zusammenhalt zwischen den vier Kindern ist so unendlich stark und ich glaube ganz sicher, dass es auch daran liegt, dass alle von Anfang an dabei waren.
Es ist meine fünfte Schwangerschaft, das fünfte Mal, dass ein kleiner Mensch in mir heranwächst. Ich war überrascht, als ich den positiven Test in der Hand hatte. Bei meinen ersten beiden Schwangerschaften hatte ich, noch bevor ich überhaupt einen Test gekauft hatte, gewusst, dass ich schwanger war. Bei den letzten beiden Schwangerschaften hat mir die Hoffnung auf positive Tests immer und immer wieder verschiedene Symptome vorgegaukelt, so dass ich meinem Gefühl nicht vertraut hatte, aber diesmal fühlt es sich anders an.
In meinen vergangenen Schwangerschaften hatte ich es den wichtigsten Personen in meinem Leben immer schon im ersten Trimester mitgeteilt. In der vierten Schwangerschaft sogar, obwohl es zeitweise nicht normal verlief, denn mein drittes gesund geborenes Kind hatte einen Zwilling, der leider auch nicht bei uns blieb. Ich hatte also erzählt, wie es um unsere Kinder stand, auch mit dem Gedanken, dass ich auch bei einem kompletten Abort meine Geschichte teilen würde. Aber diesmal fühlt es sich anders an. Ich erzähle es nicht. Nicht einmal meine engsten Vertrauten wissen von der Schwangerschaft. Ich setze trotz meiner Vorgeschichte meinen ersten Gynäkologentermin zur „Bestätigung der Schwangerschaft“ erst zum Ende des ersten Trimesters an. Wenn dann das Herz schlägt, denke ich mir, verkünden wir es. Auch meinem Arbeitgeber habe ich bis dahin nichts erzählt. „Erst wenn ich das Herz schlagen sehe“, denke ich mir immer wieder. Aber so soll es nicht kommen.
Obwohl ich in den anderen Schwangerschaften, auch bei der Fehlgeburt, mit übermäßig starker Übelkeit zu tun hatte, habe ich diesmal kaum Probleme damit. Ich schiebe es auf meine veränderte Ernährung, aber eigentlich weiß ich längst Bescheid. Ich rede mir Hoffnung ein, aber es fühlt sich doch einfach anders an.
In der 8. Woche fängt es dann an. Es ist Weihnachten, meine Bonustochter und meine Schwiegermutter sind zu Besuch. Ich spüre Feuchtigkeit und entschuldige mich ins Bad. Es ist Blut. Wenig und dunkel, aber Blut. Ich lege nur eine Binde ein und verlasse den Raum wieder. Ich lächle. „Ist alles okay?“ werde ich gefragt. „Aber ja, natürlich. Nur etwas erschöpft“, antworte ich. Es weiß ja keiner und dabei wird es bleiben. Ich sage meinem Partner Bescheid, er ist wenig besorgt, aber entlastet mich etwas. Vielleicht ist es ja nur der Stress? Nein, sage ich.
Ich schreibe meiner Hebamme. Himmel tut mir das leid, sie ausgerechnet an Weihnachten zu stören. Normalerweise hätte mein soziales Gewissen das nicht zugelassen, aber ich bin mir so sicher, dass ich sie informiert wissen möchte. Sie spricht mir gut zu, erklärt mir was alles Ursachen dafür sein könnten und das ich nicht vom schlimmsten ausgehen brauche. Ich würde ihr so gern glauben, aber doch fühle ich es. Ich weiß, ich werde eine kleine Geburt haben.
Meine erste Schwangerschaft endete im OP. In der 10. Woche konnte kein Herzschlag mehr gefunden werden und ohne eine weitere Untersuchung fand ich mich eine Woche später im Operationsraum meiner damaligen Praxis wieder um eine Abrasio, eine Ausschabung durchführen zu lassen. Niemand hatte mir erzählt, dass ich auch eine andere Möglichkeit hatte. Das ich darauf hätte warten können, dass mein Körper das vermeintlich nicht mehr lebende kleine Wesen bemerkt und sich alleine darum kümmert. Noch oft werde ich mich fragen, ob das kleine Wesen tatsächlich nicht mehr lebte. Ob mein Körper tatsächlich Hilfe brauchte, oder einfach Zeit gebraucht hätte, um sich zu verabschieden.
Aber dazwischen liegen nun einige Jahre, 3 Geburten, wovon 2 Hausgeburten waren und ganz viel Auseinandersetzung und Wissen zum Thema, Schwangerschaft und Geburt.
Obwohl meine Hebamme meine Sorgen vor dem was da kommt, vor allem die Unsicherheit nicht genau zu wissen was da kommt, bemerkt und mir auch hier Mut zu spricht, dass ich, wenn ich es für mich als hilfreich empfinde ins Krankenhaus zu fahren kann, um einen Ultraschall vornehmen zu lassen, entscheide ich mich dagegen. Selbst wenn ein Herzschlag zu finden wäre, hieße das nicht, dass mir keine kleine Geburt bevorstehen würde. Ebensowenig, wie wenn der Herzschlag gerade nicht zu finden ist, dass es mit Sicherheit keinen gibt. Es wäre eine Momentaufnahme und für mich nur eine kurz gefühlte Sicherheit, aber das Risiko von Interventionen. Nein, es steht für mich fest, ich bleibe zuhause. Wir sprechen noch darüber, worauf ich achten muss. Vor allem starke, laufende Blutungen, Kreislaufprobleme und/oder Krankheitsgefühl.
Es ist immer noch Freitag, ich habe immer noch Blutungen. Sie sind etwas stärker als am Mittag, aber nach wie vor Dunkelrot. Ich bleibe lange wach und warte. Aber es passiert nicht. Nicht heute. Irgendwann überrollt mich doch endlich die Müdigkeit. Entgegen meiner Erwartungen werde ich nicht nachts wach. Das passt eigentlich. Meine Geburten finden immer am Vormittag an. So wird es auch diesmal sein. Immerhin etwas bekanntes, denke ich mir.
Die Blutung ist mittlerweile nicht mehr dunkelrot, sie ist rot. Ich lache. Ein verzweifeltes, trauriges, wissendes Lachen. Ich habe seit gestern Abend zusätzlich zur Blutung auch Schmerzen. Im unteren seitlichen Rücken, dort wo auch meine Periode mir die größten Probleme macht, dort wo ich auch Wehen spüre. Ich entscheide nach meinem Muttermund zu tasten. Er ist leicht geöffnet. Meine Gedanken verändern sich von „Ich werde eine kleine Geburt haben“ zu „Ich habe eine kleine Geburt“. Ich spüre keine Angst, keine Unsicherheit mehr.
Unser Alltag, der Alltag mit drei kleinen turbulenten Kindern wird mir zu viel. Ich muss mich zurückziehen. Ich lege mich in unser Familienbett und schließe die Tür. Das habe ich noch nie getan, aber ich brauche das gerade. Später wird mir auffallen wie gut mein Körper, mein Gefühl für mich gesorgt haben werden.
Ich liege nun also im Bett, es ist früher Nachmittag und ich liege im Bett. Ich weine um mein kleines Menschlein. Ich weine keine Tränen der Angst und Sorge mehr, sondern Tränen des Abschieds. Jetzt ist der Moment für mich es der Welt vorzustellen. Zumindest einem kleinen Teil. Sinngemäß schreibe ich: „Ich möchte, dass es Menschen gibt, die wissen, dass es da ein kleines Menschlein gab. Dieses Menschlein wird nur sehr kurz existiert haben, aber es wurde über die Maßen geliebt.“ Wir werden mit Liebe überschüttet. Dies wird der Moment gewesen sein, in dem das kleine Menschlein, viel sanfter und weniger schmerzhaft als ich es erwartet hatte, geboren wurde. So richtig bemerken werde ich das aber erst im Nachhinein.
Ich habe das Gefühl fertig zu sein, fertig im positiven Sinne. Ich habe das schlimmste durchgestanden. Meine Schmerzen sind weniger, vielleicht auch nur anders, aber ich fühle mich bereit aufzustehen und weiterzumachen. Und als ich aufstehe spüre ich, wie etwas aus mir raus rutscht. Es fühlt sich an, wie die Koagel die ich im Wochenbett hatte. Ich schaue nach. Ich erkenne sofort, dass es kein Koagel ist. Es ist Gewebe. Kurzer Schreck. Dann die Freude. Es ist nicht in de Toilette gefallen. Ich kann es mir ansehen, kann es fotografieren. Als Sternenkindfotografin kenne ich torgeborene Kinder, nur eine so frühe Woche habe ich noch nie gesehen. Ich wusste nicht, ob ich es können würde. Aber jetzt stehe ich da und staune. Ich schaue mir alles genau an, erkenne Eihäute, vielleicht sogar etwas Plazenta, nur ein Embryo entsprechend meiner Woche entdecke ich nicht. Ich mache Fotos, für mich, und auch für meine Hebamme. Ich möchte doch noch die Bestätigung, dass es das ist, für was ich es halte.
Ich werde, als ich diese Bilder wieder einmal betrachte, eine kleine Veranlagung sehen. Ich werde sicher sein mein kleines Menschlein entdeckt haben und vor Freude darüber in Tränen ausbrechen. Ich werde mich verabschiedet haben.
Die nächsten Tage sind anstrengend. Mir geht es Kreislaufmäßig nicht gut und meine Blutung ist noch recht stark. Wie im Wochenbett mit meinen Großen, denke ich mir häufiger. Aber dass mein Muttermund keine Anstalten macht sich zu verändern beunruhigt mich. Ich bin weiter im Kontakt mit meiner Hebamme. Nachdem ich ihr Dienstag erzähle, dass ich seit Tagen am Muttermund etwas ertaste, was sich anfühlt wie Gewebereste, kommt sie am Mittwoch vorbei. Ich möchte eigentlich gern weiterhin vermeiden ins Krankenhaus zu müssen und so bitte ich sie zu ertasten und mir ihre Einschätzung zu nennen. Auch sie ist überzeugt Gewebe zu spüren und nennt mir meine Möglichkeiten. Ich entscheide, nur ich, was ich für meinen Körper möchte. Ich erlaube ihr den Muttermund zu manipulieren, etwas aufzudehnen in der Hoffnung, dass das Gewebe von selbst abgeht. Erst danach bemerke ich, dass das doch ganz schön schmerzt. Aber das ist es mir wert. Wir besprechen nochmals, auf welche Symptome ich achten muss und wann ich direkt ins Krankenhaus muss. Sollte es mir weiterhin im mir bekannten Rahmen „schlecht“ gehen, sollte es reichen kommende Woche zur Kontrolle zu meinem Gynäkologen gehen, bei dem ich eigentlich den Termin zur Schwangerschaftsbestätigung hätte.
Ich werde die nächsten Tage immer wieder mal kleinere Gewebeabgänge spüren, bis der Muttermund am Wochenende endlich bereit ist sich zu schließen und meine Blutung endlich weniger wird. Der Ultraschall und die Blutentnahme beim Arzt werden zeigen, dass mein Körper, mit ein klein wenig Unterstützung, Ruhe und Zeit im Stande war, genau das zu leisten, was er leisten musste. Nur beim ersten Eisprung und der ersten Periode, 2 und 4 Wochen nach der kleinen Geburt, wird mir mein Körper nochmals zeigen, wie sehr auch er sich nach dem kleinen Menschlein sehnt.
Wer braucht schon eine Kliniktasche!?
17. Dezember 2019 6:30 Uhr, unser Wecker klingelt und mein erster Gedanke ist „heute machen wir den Test“.
Ich bin aufgeregt…vielleicht auch ein bisschen nervös. Schwanger zu werden kann dauern und ich bin schon 34. Mal sehen. Marc ist ganz entspannt und kocht uns einen Kaffee…ich mache den Schwangerschaftstest …jetzt nur noch 5 Minuten warten. „Du musst drauf schauen!“ sag ich zu Marc. Also steht er im Bad, vor dem Test. Liest nochmal die Anleitung und liest laut vor: wenn zwei Streifen zu sehen sind … „es sind zwei Streifen!“ … „Schatz, du bist schwanger!“
Zwei Streifen, wir bekommen ein Baby. Wir sind kurz sprachlos und fallen wir uns in die Arme. Mit ein paar Tränchen und Aufregung…verliebt und fassungslos, wir werden Eltern. Jetzt warten wir auf dich. Das wird eine besondere Zeit… Wir haben eine schöne Schwangerschaft. Corona kommt und wir haben ganz viel Zeit zu „dritt“.
28. August 2020 -ET+5 Ich bin geduldig, aber mir reicht es jetzt! Die letzten Tage war es so heiß, dass ich ab mittags erschöpft und kraftlos bin. Lou, (das ist jetzt schon dein Spitzname) du kannst jetzt wirklich kommen!
2:30 Uhr ich werde von einem starken Druck geweckt…meine erste Wehe!? Ich warte nochmal ab, um sicher zu gehen das es wirklich eine Wehe war. Zweimal noch dasselbe Gefühl und ich bin mir sicher… jap das sind Wehen! Ich freue mich… habe sofort den Drang uns ein gemütliches Licht zu machen und zünde eine dicke Kerze an. Muss die ganze Zeit lächeln, wecke Marc.„Heute kommt unsere Tochter auf die Welt!“ sage ich ihm, als er verschlafen die Augen öffnet. Er lächelt mich an und ist gleichzeitig durcheinander…macht nix, ich bin ganz klar. „Du kannst noch etwas schlafen, ich denke das dauert noch eine Weile!“ sage ich ihm.Ich bin gar nicht nervös, ich spüre einfach nur eine große Freude. Ab jetzt wird mir mein Körper und unser Baby sagen, wie es weiter geht. Ich bin ein eher neugieriger Mensch und dementsprechend seit Monaten gespannt darauf,wie das alles ablaufen wird. Bis ungefähr 6:30 Uhr liege ich mit leichten Wehen im Abstand von ca. 15 Minuten neben Marc im Bett. Er schläft wieder ganz fest, während ich am dösen bin. Bis der Hunger kommt. Aufstehen. …Ich mache mir etwas Kleines zu essen und werde im Anschluss schön heiß duschen. Ich wollte es genießen noch ein wenig mit mir zu sein. Ist mir auch gut gelungen, die Dusche war ausgiebig und die Beinrasur hab ich auch noch hinbekommen. Nur der Rest ist mittlerweile unerreichbar:)
Nach meiner Dusche habe ich dann Marc geweckt und mit Frieda telefoniert. Hahaha… das war ein lustiges Telefonat! Frieda war etwas durch den Wind. Sie ist vermutlich genauso wenig der frühe Vogel, wie wir. Macht nichts, sie ist trotzdem so gelassen wie immer. Genau richtig! Wir haben uns für 10:30 Uhr verabredet. Verena (meine Freundin) habe ich auch geschrieben, dass es los geht und dasssie gegen 11:00 Uhr kommen darf. Bis dahin sind Marc und ich noch allein. Zeit, die mir sowohl inhaltlich als auch zeitlich garnicht mehr genau in Erinnerung ist. Sie ist so schnell vergangen. Ich weiß aber noch, dass Marc sich ganz kurz duschen musste, um richtig wach zu werden. Er hat sich beeilt, uns einen Kaffee gemacht und mich dann in den Wehen gehalten. Alles was ich genau weiß, ist das ich mich rundum wohl gefühlt habe und gespannt auf die nächsten Stunden war. Naja, und ich war auch ziemlich …man könnte es „verliebt darin“ nenne, dass alles so bewusst und ungestört zu erleben. Es klingelt an der Haustür-Frieda ist da…mit Sack und Pack… ich muss lächeln und wir scherzen ein bisschen rum. Werfen uns ein paar lustige Sprüche zu. Das ist von Anfang an so zwischen uns. Ich fühle mich mit Frieda vom ersten Augenblick an, sehr sehr wohl. Gefühlt ging es für mich von Friedas Ankunft an, in eine weitere Phase. Jetzt ist die Expertin da und alles nimmt seinen Lauf. Sie setzt sich erstmal ganz in Ruhe neben unser Bett und lächelt mich an. Am Tag davor hatten wir uns das letzte Mal gesehen und sie hatte uns prophezeit, dass unser Baby tagsüber kommen würde, weil wir beide einfach viel zu gern lang schlafen :) mal sehen was das heute wird! Es klingelt wieder-Verena ist nun auch da. Wir sind also vorerst komplett…Marc macht wieder Kaffee und baut schonmal den Pool im Wohnzimmer auf. Währenddessen horcht und tastet Frieda mich ab. „Hallo Baby“ sagt sie, wie jedes Mal, wenn sie meinen Bauch anfasst. Die kleine Lou in meinem Bauch ist ganz ruhig und ihre Herztöne verraten uns, dass sie super entspannt ist. Das höre ich gern. Verena sitzt ganz nah am Bett und hält mir in der Wehe die Hand oder atmet mit mir lang ein und aus. Das hilft wunderbar. Also alles ruhig und entspannt… wir liegen und sitzen eine Weile und beobachten wie meine Wehen kommen und gehen. Zwischendrin muss ich Pipi machen… ich warte eine Wehe ab und kann dann gehen. Und dann…Schleimpropf ab. Interessantes Gefühl! Also sind wir der ganzen Sache wieder einen Schritt näher gekommen :)
Meine Wehen werden etwas doller, sind aber immer noch ziemlich gut auszuhalten.Frieda schlägt vor, dass wir es uns noch eine Weile gemütlich machen und sie in dieser Zeit wieder wegfährt. Das passt mir gut. Wir verabreden uns für 17 Uhr. Wenn wir sie eher brauchen ist sie innerhalb von 20 Minuten da und steht uns zur Seite. Aber für den Augenblick geht sie davon aus, dass es noch ein Weilchen dauern wird. Abgemacht! Es uns gemütlich machen klingt gut. Ich lieg ja sowieso im Bett und Marc hat inzwischen so ziemlich alles vorbereitet. Also zieht Frieda nochmal los und wir bauen weiter unsere Geburtshöle aus. Ein Sessel wird neben das Bett gestellt, Limonade wird gemixt, (ich wollte uuunbedingt Lemonsqash mit Tonic, Eis und Zitronenscheibe) Brote werden geschmiert und der Laptop aufgeklappt. Wir schauen einen Tatort. Die Sonne strahlt zwischen den Gardinen und den heruntergelassenen Rollos durch… herrliches Licht. Ich fühle mich pudelwohl und bin in den Wehen ganz bei mir. Es ist ca. 12/13 Uhr, so genau weiß ich es nicht mehr. Wir schauen den Tatort vom Wochenende. Wir scherzen ein bisschen und sind ganz still, wenn ich mich auf die Wellen konzentriere.auch wenn der Druck langsam etwas doller wird. Ich werde gehalten und war Marc nie näher. Er hält mich und das ist, als wenn ich es nicht allein aushalten muss. Ohne ihn würde es nicht gehen!Mir wird kein Wunsch abgeschlagen ;)
Die Wehen werden weiter langsam intensiver und auch die Abstände sind nun kürzer… ich halte das eine Weile gut aus,verspüre aber immer mehr den Drang mich etwas zu bewegen.Ich glaube wir haben gegen 14 Uhr den Laptop zugeklappt… Ich kann nicht mehr nur liegen, muss auf die Toilette und mich in verschiedenen Richtungen bücken und strecken… verrückt wie der Körper einem genau sagt,wo es lang geht. Ca. 14:45 Uhr – Der Druck auf meine Blase wird größer, ich gehe nochmal auf die Toilette. Da muss ich mich nun schon gut konzentrieren, weil der Druck stätig doller wird und mir das Sitzen in diesem Zustand schwerfällt. Nun kann ich auch spüren, dass es in verschiedenen Positionen unangenehm wird. „Bitte den Pool voll machen und die Fenster abdunkeln!“ Keine Ahnung,ob das jetzt oder später aus mir rauskam, aber ein angenehmes Licht ist sooo wichtig. Ich möchte es gedimmt haben. Lauschig halt. Und schön warmes Wasser!!! Also Marc und Verena befüllen den Pool mit dem Gartenschlauch. Einer ist oben in der Küche und einer unten im Wohnzimmer. Ich stehe und hocke oben über dem Fußende unseres Bettes. Habe ein Jerseykleid an und nur einen Slip drunter. Ich muss mit ausgestrecktem Po hin und her wippen… Dann macht es in mir „peng“ und ich spüre das etwas geplatzt ist. Halte mir sofort die Hand zwischen die Beine. Alles wird leicht nass. Aber ich kneife die Beine zusammen, denn ich stehe auf meinem Lieblings Teppich und habe Sorge das das Fruchtwasser Flecken hinterlässt. „Leute…die Fruchtblase ist geplatzt ich brauche ein Handtuch!“ Aua,…Stehen is grad nich mehr drin. Das tut weh!!! Ich muss auf alle viere runter. Halte mir dabei den Schritt zu und krabbel rückwärts Richtung Parkett…Das muss total schräg ausgesehen haben… ich bekomme ein Handtuch drunter gelegt. Dann lasse ich es laufen. Puuh alles ist nass…naja, war ja immer neugierig darauf, wie das wohl mal sein wird. Wir lachen kurz über diese einzigartige Situation. Dann werden die Schmerzen doll…aua… „ruf Frieda an!“ Es ist ca. 15 Uhr Marc ruft Frieda an. Ich möchte das sie gleich kommt. Bis 17 Uhr schaff ich das nicht ohne sie. Also Frieda fährt los. Ich sehne mich grad nur noch nach warmem Wasser und dem weich gepolsterten Pool. Marc und Verena helfen mir die Treppe runter ins Wohnzimmer. Kleid und Slip ausziehen, Top anziehen ab in den warmen Pool…oh mein Gott was für eine Erleichterung. Ist der bequem. So bequem hab ich‘s mir tatsächlich nicht vorgestellt. Ein paar Minuten lang, genieße ich diese warme und außerordentlich weiche Umgebung. Irgendwie habe ich grad eine Wehen-Verschnaufpause. Ich wünsche mir von Marc so einen Pool zu Weihnachten. Verena dunkelt unsere Fenster ab und nun sitzen wir drei im Wohnzimmer auf dem Boden.
Mehr warmes Wasser bitte…wärmer. Ich bin ziemlich entspannt. Dann beginnt mit einem Mal alles heftiger zu werden. Der Druck, der Schmerz, die Dauer…“mir ist zu heiß, ich brauche kaltes Wasser!“ Puuuh daran erinnere ich mich sehr genau. Ich konnte kaum fassen, was für eine Art Schmerz das ist. Er ging mir bis in die Fingerspitzen. Aber… ich muss mir Zeit nehmen,um mich zu sammeln und zu konzentrieren. Ich habe versucht zur Ruhe zu kommen. Mich darauf einzulassen und lang zu atmen. Gelingt mir, aber nicht durchgängig. Frieda kommt…ich bin total bei mir aber bekomme alles im Außen mit. Verena legt mir kühle Waschlappen auf und Marc hält meine Hand. „Ich schaff das nicht!” Verena spricht mir Mut zu… alle drei sagen mir wie gut ich das mache. Ich muss grad wirklich die Zähne zusammenbeißen und mich stark konzentrieren. „Aaaah!“ ein lauter Aufschrei. Das musste mal raus, macht es leichter. Ich hab die Wehe kurz nicht mehr im Zaum halten können. Frieda horcht die Herztöne ab und schaut mit einem Spiegel nach…oder auch nicht? Zumindest ist unser Baby total entspannt und Frieda lässt mich das wissen. Ich versuche eine bequeme Position im Pool zu finden und harre immer wieder eine Zeit so aus. Jetzt brauche ich Marc. Er hält mich. Keine Ahnung in welcher Position er über oder auf dem Pool hängt. Mir ist nur wichtig, dass er mich hält und ich meinen Druck durch ihn nach unten atmen kann. „Du bist soo stark mein Schatz‘ ich bin so stolz auf dich, du schaffst das!“ Das hilft!!! Er ist da und ohne ihn geht es nicht! Es ist anstrengend so konzentriert zu sein und noch anstrengender diese Schmerzen nicht außer Kontrolle geraten zu lassen. Ich bekomme weiter alles mit, aber verliere jedes Gefühl für die Zeit.Ich halte meine Augen geschlossen,um mich nicht ablenken zu lassen. „Wie lange noch?“ frage ich Frieda und sie antwortet „Endspurt!“ Endspurt puuuh… Herztöne horchen und mit dem Spiegel nachschauen…ich höre das die Haustür auf geht. Dimitra kommt rein. Sie ist ganz zurückhaltend und ich bekomme sie eigentlich nicht wirklich mit. Ein zwei Mal muss ich wieder laut aufschreien vor Schmerz…immer dann, wenn ich rauskomme. Ich komme mir sehr laut vor. Habe auch das Gefühl, nicht zu 100% meine Position zu finden. Mir ist egal das unsere Terassentür auf Kipp steht und man mich hören könnte. Das kann ich sehr gut ausblenden. Ich bekomme hier grad ein Baby!
Irgendwann fragt mich Frieda ob ich schon das Gefühl habe, pressen zu wollen. Bis dahin nicht. Also versuche ich es mit der nächsten Wehe einfach mal und bin erstaunt, es geht…Hinterher erfahre ich, dass es da ca. 16:30 Uhr war. Nun presse ich mit jeder Wehe… es dauert eine Weile, bis ich hier die richtige Atmung dazu finde. Irgendwann, zwischendurch fragt Frieda ob ich mal fühlen möchte, wie weit ich schon bin. Noch hat Lou ein Stückchen vor sich, aber ich fühle schon etwas. Marcs Schultern sind meine Rettung. Ich habe mich so sehr eingehängt… er trägt mein ganzes Gewicht.Ich presse und presse mit jeder Wehe. Mache blubbernde Geräusche beim Ausatmen. „Das brennt!“ Frieda spricht mir Mut zu. „Endspurt Alisa!“ Ich merke wie Lou’s Köpfchen langsam raus möchte. Das brennt doll… ich soll nochmal fühlen und bin fassungslos… :) Sie hat Haare, sie schwimmen schon im Wasser, ich kann sie richtig anfassen. Ich bin überwältigt und fühle mich mit einem Mal sooo so stark. Auch jetzt, wenn ich mich an diesen Moment zurückerinnere. Was für ein Energieschub mich da gepackt hat. „Ich schaffe das!!!“ hahhaa das musste auch raus und von nun an gebe ich alles. Nicht lang, ein paar Wehen. Lous Kopf ist geboren.Und jetzt soll es weiter gehen. Ich möchte das sie raus kommt und gebe alles. Irgendwie geht es aber nicht weiter. Ein paar Mal pressen dann sagt Dimitra, dass ich aufstehen soll. Sie stützt mich und Frieda sieht nach Lou. Dimitra erklärt mir, dass Lous Köpfchen raus ist, ihre Schulter aber festzustecken scheint… ich glaube das hat sie mir gesagt. Es kann auch sein das ich das jetzt grad durcheinander bringe. Aber ich soll die Beine abwechselnd auf den Poolrand stellen. Ich weiß das sie versuchen mein Becken zu mobilisieren, damit Lou freie Bahn hat. Ich stehe, Lous Kopf schaut raus und ich sagen Marc das er jetzt nicht zuschauen soll. Ich stelle mir vor, dass dieser Anblick zuviel des Guten ist! Dimitra und Frieda tauschen die Rollen. Frieda stützt mich und Dimitra tut etwas…ich spüre das Lou strampelt und versucht sich zu befreien. Dann diese riesige Erleichterung. Plopp… Lou ist geboren und ich bin leicht.Ich setze mich, Lou liegt in meinen Armen. Ganz knautschig, klein und nackt. Ich halte sie und schaue zu Marc…dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Dafür gibt es keine Worte.Wir sind überwältigt und schauen sie an… warme, weiche Handtücher werden um sie gelegt und wir verraten das unsere kleine Malou Mirsada heißt. Dann merke ich, dass es mir untenrum warm wird und ich blute in den Pool. Also wieder aufstehen. Schneller als ich dachte. Jetzt sollte die Nachgeburt geboren werden. Aber da passiert nichts, außer dass ich blute. Wir legen mich mit Unterlagen auf unser Sofa. Dimitra zieht mir dicke Skisocken an und Malou liegt auf mir. Mir wird etwas kalt. Im nächsten Moment soll ich mich auf den Gebärhocker setzen. Frieda stützt mich…Schale drunter und ich sitze. Platsch… da kommt aber ordentlich was raus. Frieda schaut es sich an. Leider keine Plazenta, nur Blut. Ich halte Malou, aber merke das ich Ohrensausen bekomme und mir die Kraft entgleitet. Also nun ist der Moment, wo ich eine Spritze bekomme…damit die Plazenta sich löst. Und im nächsten Moment sagen mir die Mädels, dass es leider Zeit für den RTW ist. „Du verlierst zu viel Blut und wir wollen kein Risiko eingehen!“ Armer Marc, denke ich. Das wollte ich doch nicht für uns :( Aber was solls, was muss das muss. Alle machen und tun etwas um mich herum. Verena soll meine Kliniktasche holen. Tja Freunde, ich habe aus Prinzip keine gepackt, hatte ja nicht vor dort zu landen! Also holt Marc eine Tasche und Verena jagt durch meine Klamotten. Wie sich später herausstellt, hat sie drei Strings gegriffen, die ich natürlich super toll gebrauchen konnte. Also drei Strings, ein Paar Skisocken und keine Zahnpasta oder Handtücher. Sone gepackte Kliniktasche wäre schon sinnvoll gewesen, aber dann hätte es einige Lacher weniger gegeben :) Alles geht wunderbar schnell. Dimitra und Frieda klären und organisieren alles souverän und geben mir das absolute Gefühl alles im Griff zu haben. Ich hab keine Angst. Denke nur an Marc, der sich Sorgen um mich macht. Aber da müssen wir jetzt beide durch. Marc zieht sein Shirt aus und nimmt Malou auf die Brust. Bindung♥️
Dimitra und Verena kümmern sich um die zwei. Gleich zwei Rettungsdienste kommen und ich werde angezogen und verladen. Frieda begleitet mich, lässt mich nicht alleine, bis alles vorbei ist und denkt an alles was wir brauchen… sie ist klasse dabei. Scherzen geht auch jetzt noch! Ende gut, alles gut!! Dimitra und Verena haben zu Hause ein Auge auf Marc und Malou. Verena denkt an die Milch, die ich vorher schon ausstreichen konnte und eingefroren habe. Das war ein Tipp von Frieda :) Ich musste zwar auf Grund meines schwachen Kreislaufs schlussendlich leider doch im KH bleiben aber Marc und Malou sind drei Stunden später bei mir und wir verbringen unsere erste Nacht zu dritt in einem Familienzimmer. Anderes Bett als geplant aber mindestens genauso stolz und glücklich.